Hitzeschutz ernst nehmen

Warum das Thema Hitzeschutz immer wichtiger wird.

Regelmäßige Flüssigkeitszufuhr ist bei hohen Temperaturen wichtig - aber Glas für Glas nicht einen Liter auf Ex.

So schön das aktuelle Sommerwetter ist, die Hitze hat auch ihre Schattenseiten. So kostete die Hitzewelle 2024 rund 3000 Menschen in Deutschland das Leben.

„Hitze gilt inzwischen als das größte durch den Klimawandel bedingte Gesundheitsrisiko in Deutschland“, erklärt Prof. Dr. Jörg Schelling, Allgemeinmediziner und Beauftragter für Wissenschaft und Forschung des Bayerischen Hausärzteverbandes.

Für jeden Körper stellen hohe Temperaturen eine besondere Belastung dar, auf die er sich jedoch in einem bestimmten Rahmen einstellen kann: Wenn die Außentemperaturen steigen, kann unser Organismus normalerweise gegenregulieren: Die Blutgefäße erweitern sich und wir fangen an zu schwitzen. Der Schweiß kühlt die Haut ab.

Bei langer und großer Hitze funktioniert die körpereigene Klimaanlage jedoch nicht mehr richtig und es kann zu unangenehmen bis hin zu lebensbedrohlichen Folgen kommen. Diese reichen unter anderem von eher harmlosen Erscheinungen wie Hautausschlag über Symptome wie Schwäche, Unwohlsein, Kopfschmerzen, Schwindel und niedrigem Blutdruck bis hin zum Kollaps oder Schock. Auch kann Hitze Atemwegserkrankungen verschlimmern und zu Nierenerkrankungen führen. Zudem ist die Gefahr von Thrombosen und Herzinfarkten erhöht. Laut Studien gehen Hitzewellen mit mehr Einweisungen ins Krankenhaus und einer höheren Sterblichkeit einher. So kostete die Hitzewelle 2024 rund 3000 Menschen in Deutschland das Leben.

„Angesichts des fortschreitenden Klimawandels müssen wir uns darauf einstellen, dass diese Zahl in den nächsten Jahren weiter ansteigen wird“, sagt Prof. Dr. Schelling. „Wenn wir versuchen wollen Menschenleben zu retten, müssen wir Gegenmaßnahmen starten. Dazu gehört auch unbedingt, dass wir den Hitzeschutz als Thema ernst nehmen, das eben nicht nur die Älteren oder Menschen mit Vorerkrankungen betrifft, sondern auch die jungen, gesunden, sportlich aktiven oder im Freien arbeitenden Menschen“, so Prof. Dr. Schelling.

Seine Hitzeschutztipps für den Alltag:

Pralle Sonne meiden: Bei Hitze sollten Sie körperliche Aktivitäten im Freien nach Möglichkeit in die Morgen- oder Abendstunden legen. Achten Sie bitte auch darauf, dass Kinder im Kinderwagen oder pflegebedürftige Personen im Rollstuhl im Schatten stehen.

Als Hitzeschutz für Menschen, die draußen arbeiten, empfiehlt der Experte helle luftige Kleidung zu tragen und zwecks Luftkühlung in Bewegung zu bleiben. Auch wichtig: Öfter mal Pause im kühlen Schatten machen und regelmäßig trinken, um eine kontinuierliche Flüssigkeitszufuhr zu gewährleisten.

Generell ist es wichtig, an heißen Tagen mehr Flüssigkeit zu sich zu nehmen. „Das ganz normale Wasser ist völlig ausreichend“, erklärt Prof. Dr. Schelling. Auch kalter Tee sei gut. Verzichten sollte man eher auf Getränke mit entwässernder Wirkung – wie zum Beispiel Kaffee. „Gegen eine Tasse spricht nichts, aber eine Kanne ist bei hohen Temperaturen eher nicht zu empfehlen“, so Prof. Dr. Schelling. Bei einigen Krankheiten, wie Herzschwäche, ist es zudem ratsam, die Trinkmenge mit Ihrer Hausärztin oder Ihrem Hausarzt zu besprechen.

Apropos Dosierung - auch, wenn Sie Medikamente nehmen, sollten Sie auch mit Ihrer Hausärztin oder Ihrem Hausarzt über das Thema Hitzeschutz sprechen. Denn einige Medikamente können den Abkühlungsmechanismus des Körpers beeinflussen oder den Flüssigkeitsverlust verstärken wie zum Beispiel bestimmte Blutdruckmittel.  Auf keinen Fall sollte man sie auf eigene Faust reduzieren oder die Einnahme einstellen. „Das ist hochgefährlich“, warnt der Experte. „Sprechen Sie über das Thema mit Ihrer Hausärztin oder Ihrem Hausarzt“, lautet sein eindringlicher Rat. „Es geht darum, dass man wirklich zwei Medikamentenpläne hat: einen für normale Zeiten und einen für die heißen Tage“, so Prof. Dr. Schelling.