So kommen Sie gut durch die Erkältungszeit

Alles schnieft, niest und hustet – Herbstzeit ist Erkältungszeit. Was jetzt wichtig ist.

Abwarten und Tee trinken - bei einer klassischen Erkältung reicht diese Therapie meist aus. (Foto: Adobe/photophonie/lizenz.BHÄV)

Wenn Sie also gerade an Schnupfen, Husten oder Halsschmerzen leiden, haben Sie sich mit wahrscheinlich eine Erkältung eingefangen. Insbesondere, wenn alles mit einem leichten Kratzen im Hals anfing, zu dem sich dann die anderen Symptome der Reihe nach hinzugesellten. Eine echte Virusgrippe beginnt dagegen plötzlich, unvermittelt und mit einem ausgeprägten Krankheitsgefühl.

Warum es keine Impfung gegen Erkältung gibt

Bei grippalen Infekten handelt es sich um in der kalten Jahreszeit häufig auftretende ungefährliche Erkrankungen. Grippe dagegen ist eine ernst zu nehmende Erkrankung. Gegen sie kann geimpft werden. Gegen Erkältungen gibt es keinen Impfstoff. „Da es über 200 verschiedene Erkältungsviren gibt, die sich obendrein auch noch dauernd verändern, ist es schwierig einen einzelnen Impfstoff zu entwickeln“, erklärt der Prof. Dr. Jörg Schelling, Impfexperte und Beauftragter für Wissenschaft und Forschung des Bayerischen Hausärzteverbandes mit eigener Hausarztpraxis in Martinsried.

Schutzmaßnahmen

Dass Erkältungsviren im Herbst und Winter so ein leichtes Spiel haben, hat viele Gründe. Kälte, trockene Luft, viele Menschen eng beieinander – diese drei stehen ganz oben auf der Liste. Es braucht nur ein kräftiges „Hatschi“ von einem infizierten Menschen, um sie im Raum gut zu verteilen. „Menschenmengen vermeiden ist für die meisten Menschen im Alltag schwierig. Aber für gesunden Luftaustausch in Innenräumen kann man durch regelmäßiges Stoßlüften sorgen“, sagt Prof. Dr. Schelling. Auch für die Abwehr lässt sich etwas tun: Salzwassersprays oder Nasenduschen können verhindern, dass die Nasenschleimhäute austrocknen und ihre wichtige Barrierefunktion bewahren.

Da Erkältungsviren nicht nur über die Luft, sondern auch über Schmierinfektionen übertragen werden, empfiehlt sich außerdem eine sorgfältige Handhygiene. Auch das Tragen von Handschuhen beim Einkauf oder in öffentlichen Verkehrsmitteln bietet Schutz.  Und nicht zuletzt: Vermeiden Sie den Griff ins Gesicht.

Faustregel zum Verlauf

Falls es Sie bereits erwischt haben sollte, lautet die Devise: Abwarten und Tee trinken. Denn im Fall einer klassischen Erkältung trifft zu, was der Volksmund über den Schnupfen behauptet:  Drei Tage kommt er, drei Tage steht er und drei Tage geht er. „Natürlich kann es individuelle Unterschiede im Verlauf geben, aber in den meisten Fällen passt diese Neun-Tage-Faustregel ganz gut“, sagt Prof. Dr. Jörg Schelling zum Verlauf eines gewöhnlichen grippalen Infekts.

Die beste Therapie

Da es kein Medikament gibt, das gegen die Infektion wirkt, beschränkt sich die Behandlung auf die Linderung der Symptome. Meist helfen Hausmittel wie Tee mit Honig, Gurgeln mit Salzwasser oder ein heißes Zitrone/Ingwer-Getränk. Die stark beworbenen Präparate zur Linderung von Erkältungssymptomen sind aus Expertensicht mit Vorsicht zu genießen. Als Beispiel nennt Prof. Dr. Schelling so genannte Kombi-Präparate, die gleichzeitig Fieber, Halsschmerzen, Husten und andere Erkältungssymptome lindern sollen. „Zwar addieren sich oft die Nebenwirkungen der Inhaltsstoffe, wegen der geringen Dosis bleibt die erwünschte eine Wirkung aber oft aus. Wer dann noch zusätzlich Paracetamol oder Ibuprofen einnimmt, geht das Risiko einer Überdosierung ein, weil manches Kombi-Präparat diese Wirkstoffe bereits enthält“, erklärt er. Außerdem könnten diese Medikamente sogar dafür sorgen, dass sich die Erkältung hinzieht, weil sie die Immunantwort unseres Abwehrsystems unterdrücken.

Daher sein Rat: „Sich schonen und viel trinken“. Der Körper braucht seine Kräfte, um die Infektion zu bekämpfen. „Spaziergänge an frischer Luft sind gut, Sport und andere körperliche Anstrengungen sollten tabu sein. Ansonsten drohen Komplikationen wie zum Beispiel eine Herzmuskelentzündung“, führt er aus.

Wann zum Doc?

Wenn das Fieber über 39 Grad Celsius steigt oder länger als drei Tage anhält, sollten Sie ihre Hausärztin oder Ihren Hausarzt hinzuziehen. Das sollten Sie auch, wenn Vorerkrankungen vorliegen. Ihre Hausärztin oder Ihr Hausarzt kennt Sie schon lange und weiß über all Ihre gesundheitlichen Probleme Bescheid, kann Ihre Beschwerden einordnen und so dafür sorgen, dass Sie gut durch die Erkältungszeit kommen.

Durch Ihre Teilnahme an der Hausarztzentrierte Versorgung (HZV) wird diese besondere Beziehung noch gestärkt. Falls Sie also noch nicht am HZV-Programm Ihrer Kasse teilnehmen, fragen Sie Ihre Krankenkasse.

Mehr über dieses wichtige Thema bietet die Aufzeichnung des Online-Vortrags  „Schwere Infekte im Winter vermeiden – Impfen mit 60+“, den Prof. Schelling bei der VHS Würmtal (in Zusammenarbeit mit LAGI und StMGP) gehalten hat.