Vitamin D erlebt derzeit einen regelrechten Hype als neues Wundermittel. Es soll nicht nur die Knochengesundheit fördern, sondern auch vor Krebs, Herz-Kreislauf-Leiden und einer Reihe anderer Erkrankungen schützen. Entsprechend groß ist das Angebot der Vitamin-D-Präparate, die rezeptfrei in den Apotheken, Drogerien und im Internet verkauft werden. Der Markt boomt. Inzwischen wird es sogar in Orangensäfte gemischt. Ein Trend, den Medizin und Gesundheitswissenschaft mit Sorge betrachten.
Gewöhnlich nehmen wir Vitamin D mit der Nahrung auf. Am höchsten ist die Konzentration in fettreichen Fischsorten, wie Lachs, Hering oder Makrele. Den Hauptanteil des Tagesbedarfs an Vitamin D produzieren wir jedoch in der Haut unter Sonneneinstrahlung selbst. „Bei regelmäßigem Aufenthalt im Freien in den sonnenreichen Monaten des Jahres kann der Bedarf größtenteils gedeckt werden“, erklärt das Bayerische Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit. Dabei werde das in den Sommermonaten im Überschuss gebildete Vitamin D in gewissen Mengen in Depots im Körper gespeichert, um in der sonnenarmen Jahreszeit zur Verfügung zu stehen.
Ein Mangel an Vitamin D kann ernste Folgen für die Gesundheit haben. Das Robert-Koch-Institut nennt auf seinen Seiten die Risikogruppen. Dazu zählen Personen, die sich selten im Freien aufhalten, Menschen mit dunkler Haut, ältere Personen oder Personen mit bestimmten Erkrankungen. Auch Säuglinge gehören dazu. Für sie können also durchaus zusätzliche Vitamin-D-Gaben sinnvoll sein. Diese sollte aber nur unter ärztlicher Kontrolle und unter Berücksichtigung des individuellen Vitamin-D-Status erfolgen.
Gesunden Menschen wird dagegen aus medizinischer Sicht von der Einnahme von frei verkäuflichen Vitamin D-Zusätzen in Eigenregie dringend abgeraten. „Für mich handelt es sich bei den Nahrungsergänzungsmitteln um reine Geldmacherei mit fragwürdigem gesundheitlichem Nutzen“, betont die Allgemeinmedizinerin Dr. Petra Reis-Berkowicz.
Wer zusätzlich ohne ärztliche Beratung auf die im Handel befindlichen Nahrungsergänzungsmittel zurückgreift, geht ein Risiko ein. „Es droht toxische Überversorgung“, warnt die Ärztin. Viele der frei verkäuflichen Produkte enthalten viel zu viel Vitamin D. Durch regelmäßige Einnahme kommt es zu einer Überdosierung und der Kalziumspiegel wird zu hoch. Die Folgen reichen von Übelkeit, Appetitlosigkeit, Bauchkrämpfen, Erbrechen oder in schweren Fällen über Nierenschädigung, Herzrhythmusstörungen, Bewusstlosigkeit bis hin zum Tod. Diese müssen nicht sofort auftreten. Das ist das Tückische. Da Vitamin D als fettlösliches Vitamin im Fett- und Muskelgewebe gespeichert wird, kann es auch zu einer schleichenden Vergiftung kommen.
„Statt für fragwürdige Nahrungsergänzungsmittel Geld auszugeben, kann man es lieber in ein Milch-Eis investieren und sich in die Sonne setzen“, rät Dr. Petra Reis-Berkowicz allen, die ihr Vitamin D-Depot auffüllen möchten.