Warum die Europäische Impfwoche ein guter Anlass ist, den Impfstatus zu checken

Die Europäische Impfwoche rückt vom 27. 4. bis zum 3. 5. die große Bedeutung eines flächendeckenden Impfschutzes in den Fokus. Aus gutem Grund.

Die Impfkampagne gegen der Erreger der Kinderlähmung war erfolgreich. Seit 2002 gilt Europa als poliofrei - trotzdem bleibt die Impfung wichtig.

Hintergrund des diesjährigen Themas der Europäischen Impfwoche ist eine um sich greifende Impfmüdigkeit. Das Robert Koch-Institut (RKI) analysiert jährlich die Abrechnungsdaten der Kassenärztlichen Vereinigungen und berechnet daraus die Impfquoten in Deutschland. Das Ergebnis gibt Anlass zur Sorge: Nach wie vor sind danach in Deutschland Menschen in allen Altersgruppen unzureichend gegen verschiedene Infektionskrankheiten geschützt.

„Ziel der Aktionswoche ist es, die Impfquote in der Bevölkerung zu steigern, um Krankheitsausbrüche kurz- und langfristig zu verhindern. Impfungen schützen dabei meist nicht nur die geimpfte Person selbst, sondern auch deren Mitmenschen“, erklärt Prof. Dr. Jörg Schelling, Allgemeinmediziner und Vorstandsmitglied des Bayerischen Hausärzteverbandes.

Impfungen gehören zu den wichtigsten und wirksamsten präventiven Maßnahmen in der Medizin. Das steht fest. Trotzdem lassen sich Menschen nicht impfen, obwohl der medizinische Nutzen von Impfungen erwiesen ist. Tendenz steigend. Das Phänomen hat inzwischen sogar einen eigenen Namen: „Impfmüdigkeit“.  Die Diagnose steht, die Forschung läuft, aber der Grund für diese Impfmüdigkeit ist nach wie vor ein Rätsel. Die Folgen aber sind klar: Fortschritte bei der Bekämpfung von Krankheiten, die durch Impfen vermeidbar wären, werden dadurch akut gefährdet. Ein Beispiel sind die Masern, die bereits kurz vor der Ausrottung standen. Es kommt immer wieder zu Ausbrüchen. Im Freistaat Bayern ist die Zahl der Masern-Fälle im vergangenen Jahr deutlich gestiegen. Das Bayerische Gesundheitsministerium hat Zahlen veröffentlicht, wonach 2024 insgesamt 70 Infektionen gegenüber elf Infektionen im Jahr 2023 gemeldet wurden.

Ein anderes Beispiel sind die Impfungen gegen humane Papillomviren (HPV) und Hepatitis B, die einen Schutz vor bestimmten Krebserkrankungen. Auch hier sind die Impfquote deutlich zu niedrig. Laut RKI beträgt die Impfquote der Schutzimpfung gegen HPV bei 15-jährigen Mädchen lediglich 54,6 Prozent und bei Jungen bei 34 Prozent. „Die hohe Wirksamkeit der HPV-​Impfung gegen Gebärmutterhalskarzinome, Hals-, Rachenkarzinome, Penis-​ und Analkarzinome sowie gegen Feigwarzen ist mittlerweile gut belegt. Trotzdem sind viele Jugendliche nicht gegen HPV geimpft. Hier ist ein großes Präventionspotential zur Verhütung von Krebserkrankungen erkennbar“, stellt Prof. Dr. Schelling fest.

Die Europäische Impfwoche bietet also eine gute Gelegenheit, beim Besuch in Ihrer hausärztlichen Praxis das eigene Impfbuch zu zücken und mit Ihrer Hausärztin oder Ihrem Hausarzt Ihres Vertrauens über Ihren Impfstatus und empfohlene Impfungen zu sprechen. „Für unsere Patienten sind wir als Hausärzte in Bezug auf Impfungen oftmals der erste Ansprechpartner. Diese Rolle nehmen wir sehr ernst nehmen und bieten eine umfassende Impfberatung an“, erklärt Prof. Dr. Schelling.

Gut zu wissen: Wer an der Hausarztzentrierten Versorgung (HZV) teilnimmt, ist auch hier im Vorteil. Die hausarztzentrierte Versorgung ist ein freiwilliges Primärarztsystem, bei dem sich die Patientinnen und Patienten auf ihre Hausärztin oder ihren Hausarzt ihres Vertrauens für mindestens ein Jahr festlegen.  Damit entscheiden sie sich für einen breit ausgebildeten und kompetenten ärztlichen Partner – der auch Ihren Impfstatus im Blick hat. Ihre Gesundheit wird es Ihnen danken. Wie eine Studie gezeigt hat, nehmen Teilnehmende des HZV-Programms nicht nur deutlich häufiger an Vorsorgeuntersuchungen teil, sondern besitzen auch einen besseren Impfschutz. Beispielsweise ist die Wahrscheinlichkeit, eine Grippeschutzimpfung zu erhalten, bei HZV-Teilnehmenden um 36 Prozent höher als bei Nichtteilnehmenden, bei der Gürtelrose-Impfung um 38 Prozent.

 Falls Sie also noch nicht am HZV-Programm Ihrer Kasse teilnehmen, fragen Sie beim nächsten Besuch in ihrer hausärztlichen Praxis einfach nach.