Warum Hausarztmedizin ins Radio gehört

Interview mit Prof. Dr. Jörg Schelling, Hausarzt und Beauftragter für Forschung und Lehre im Vorstand des Bayerischen Hausärztinnen- und Hausärzteverbands, über sein Engagement im Bayern 2-Gesundheitsgespräch

Hausarzt Prof. Dr. med. Jörg Schelling. Foto: BHÄV/EYE AM CHRIS

Nach dem Abschied von Dr. Marianne Koch aus dem Bayern 2-Gesundheitsgespräch wird die Sendung mit dem aktuellen Team weiterlaufen. Mit an Bord: Prof. Dr. Jörg Schelling, Hausarzt und Beauftragter im für Forschung und Lehre im Vorstand des Bayerischen Hausärztinnen- und Hausärzteverbandes. Im Interview erklärt er sein Sendungsbewusstsein.

Mussten Sie nachdenken, als darum ging, im BR-Gesundheitsgespräch weiter als Experte auf Sendung zu bleiben?

Prof. Schelling: Nein, ich bin ja schon viele Jahre dabei und so war es eigentlich klar, dass ich im Team bleibe. Vielmehr ist es eine Ehre, die Arbeit von Dr. Marianne Koch in ihrem Sinne weiterzuführen. Was sie in den 25 Jahren ihrer Tätigkeit beim Sender geleistet hat, kann man nicht hoch genug würdigen. Selbst mit 94 Jahren ist sie regelmäßig mit dem Auto ins Funkhaus gefahren. Auch hat sie jede Sendung des Gesundheitsgesprächs gehört und Feedback gegeben. Ich habe von ihr viel gelernt. Vor allem aber stehe ich hinter ihrer Mission.

Die da wäre?

Prof. Schelling: Menschen mit fundierten Informationen über Gesundheitsthemen, aber auch Entwicklungen im Gesundheitssystem zu versorgen und die sprechende Medizin auch außerhalb von Praxen anzubieten. Je komplexer unsere Welt wird, desto mehr brauchen die Menschen fundierte Informationen aus seriöser Quelle und den persönlichen Kontakt zu einem vertrauenswürdigen Ansprechpartner. Das bietet der Bayerische Rundfunk mit dem Gesundheitsgespräch, weil dahinter eine hohe journalistische und fachliche Expertise des gesamten Teams steht.

Kann man Ihnen also ein gewisses Sendungsbewusstsein unterstellen?

Prof. Schelling: Keine Frage. Das ist eine Riesenchance, um mit großer Reichweite in einem hochseriösen Medium fundierte Informationen zu Gesundheitsthemen den Menschen nahe zu bringen. Es ist mir ein wichtiges Anliegen, die Gesundheitskompetenz der Menschen zu stärken. Das ist in jedem Fall die Mission. In meiner Praxis erreiche ich nur einen begrenzten Personenkreis. Die Reichweite der Sendung ist erheblich größer.

Sie waren schon als Experte im Studio zu den unterschiedlichsten Themen: Schilddrüse und Nebenschilddrüse, Haarausfall, ePa – um nur einige zu nennen. Wie werden die Themen festgelegt?

Prof. Schelling: Das ist unterschiedlich. Manche sind von der – übrigens sehr professionellen - Redaktion vorgeben. Zum Beispiel, wenn auf bestimmte Thementage oder Aktionswochen anstehen, greifen wir das oft auf. Aber grundsätzlich können wir die Themen einbringen, die uns am Herzen liegen. Mir geht es neben meinem Lieblingsthema Impfungen auch darum, wichtige hausärztliche Versorgungsthemen in die Sendung zu bringen und dabei grundsätzlich darzustellen, was die Hausärztinnen und Hausärzte leisten.

Die sprechende Medizin im Radio – funktioniert das?

Prof. Schelling: Ich habe im Lauf der Jahre immer wieder beobachtet: Ich kann Menschen damit wirklich helfen. Die Hörerinnen und Hörer rufen ja nicht nur mit Fragen zu medizinischen Themen an. Es sind ja häufig auch ältere Menschen, die die Sendung hören und zum Telefon greifen. Viele suchen Rat, weil sie sich im Gesundheitssystem verloren fühlen und jemanden suchen, der ihnen fachkundige Orientierung geben und auf ihre Sorgen eingehen kann. Ich möchte dazu beitragen, diesen großen Vertrauensvorschuss seitens der Zuhörerinnen und Zuhörer zu erhalten, den sich Frau Dr. Marianne Koch mit ihrem Team im BR-Gesundheitsgespräch in 25 Jahren erarbeitet hat.  

Nächstes BR-Gesundheitsgespräch mit Prof. Schelling: Mittwoch, 22.10.2025, 10:00 Uhr zum Thema Nahrungsmittelunverträglichkeiten