Alle Jahre wieder füllen sich im Hochsommer die Wartezimmer der Hausärztinnen und Hausärzte mit Menschen, die über Halsschmerzen, Husten, Kopf- und Gliederschmerzen klagen. Die Sommergrippe grassiert und kann praktisch jeden erwischen. Hygieneverhalten, wie man es aus Coronazeiten kennt, bieten einen gewissen Schutz. Eine Impfung gibt es - anders als gegen die echte Influenza - nicht. Warum eigentlich nicht?
„Ganz einfach: Weil die Sommergrippe keine „echte Grippe“ ist, sondern von einer Vielzahl anderer Viren verursacht wird. Man bräuchte daher Dutzende Impfungen – die jedes Jahr aktualisiert werden müssten“, erklärt Prof. Dr. med. Jörg Schelling, Impfexperte und Beauftragter für Wissenschaft und Forschung des Bayerischen Hausärzteverbandes.
Im Unterschied zur echten Grippe, die von Influenza-Viren verursacht wird, sind es im Sommer vor allem Infektionen mit Enteroviren, von denen es über 100 Arten gibt. Durch Enteroviren verursachte Erkrankungen können als milde Erkältung verlaufen, aber auch als schwerer grippaler Infekt. Typisch für Sommergrippe sind auch Magen-Darm-Beschwerden wie Durchfall und Erbrechen, ein nicht juckender Haut-Ausschlag oder wunde Stellen im Mund. Aussagekräftig ist auch der Anfang allen Übels: Anders als bei der Influenza, die üblicherweise plötzlich und sehr heftig beginnt, schleichen sich die Symptome der Sommergrippe langsam ein und nach wenigen Tagen sollte der Spuk vorbei sein.
Da es kein Medikament gibt, das gegen die Infektion wirkt, beschränkt sich die Behandlung auf die Linderung der Symptome. Meist helfen Hausmittel wie sie auch bei gewöhnlichen Erkältungen zum Einsatz kommen. „Sich schonen und viel trinken. Denn eine Erkältung ist nicht immer harmlos“, sagt der Experte. Ansonsten drohen Komplikationen. Eine medikamentöse Therapie sei der Regel nicht nötig. Auch sollte sie – speziell, wenn andere Erkrankungen vorliegen – mit der Hausärztin oder den Hausarzt abgeklärt werden. „Auch bei hohem Fieber sollten Sie sicherheitshalber Ihre hausärztliche Praxis kontaktieren“, rät Prof. Dr. med. Jörg Schelling. Das gilt auch, wenn sich die Beschwerden nicht nach ein paar Tagen bessern.
Ihre Hausärztin oder Ihr Hausarzt kennt Sie schon lange und weiß über all Ihre gesundheitlichen Probleme Bescheid, kann Ihre Beschwerden einordnen und so dafür sorgen, dass Sie optimal behandelt werden. Durch Ihre Teilnahme an der Hausarztzentrierte Versorgung (HZV) wird diese besondere Beziehung noch gestärkt. Wer mitmacht, sorgt besser vor: Es gibt häufigere Check-Ups und weitere Vorsorge-Extras.
Falls Sie also noch nicht am HZV-Programm Ihrer Kasse teilnehmen, fragen Sie in Ihrer hausärztlichen Praxis nach.