Weg von der Reparaturmedizin, hin zur Gesunderhaltung – was Sie dazu wissen sollten.

Prävention und Früherkennung - was steckt eigentlich hinter den Begriffen? Antworten darauf gibt der Allgemeinmediziner Prof. Dr. Jörg Schelling.

Sonnenschutz ist ein klassisches Beispiel für Prävention. (Foto: Adobe/liz.BHÄV)

Immer mehr rückt in der modernen hausärztlichen Medizin der Gedanke in den Vordergrund, Krankheiten gar nicht erst entstehen zu lassen – ganz nach dem Motto: Weg von der Reparaturmedizin, hin zur Gesunderhaltung. Auch wenn dabei Prävention und Früherkennung oft in einem Atemzug genannt werden, handelt es sich um zwei grundverschiedene Ansätze. Das stellte Prof. Dr. Jörg Schelling, Allgemeinmediziner und Beauftragter für Wissenschaft und Forschung des Bayerischen Hausärztinnen- und Hausärzteverbande, auch gleich zu Beginn der aktuellen Sendung der Reihe „Gesundheitsgespräch“ des Bayerischen Rundfunks klar: „Bei der Prävention geht es darum, dass eine Krankheit gar nicht erst auftritt“, erklärt er. „Die Früherkennung hingegen sorgt dafür, dass eine Krankheit möglichst früh festgestellt wird – idealerweise so früh, dass sie gut behandelbar ist.“

Ihre neue Hauptrolle

Dabei spiele im Bereich der Prävention die Eigenverantwortung der Patientinnen und Patienten eine zentrale Rolle. „Gerade bei Volkskrankheiten wie Diabetes Typ 2 oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen lässt sich durch einen gesundheitsbewussten Lebensstil viel erreichen und häufig sogar verhindern“, betont der Allgemeinmediziner. Diese Eigenverantwortung bedeutet jedoch nicht, dass Sie bei der Gesundheitsvorsorge auf sich allein gestellt sind. Als ihre wichtigsten Vertrauten in Gesundheitsfragen stehen Ihnen Ihre Hausärztin oder Ihr Hausarzt auch bei dieser wichtigen Aufgabe zur Seite, versichert Prof. Dr. Schelling. „Wir Hausärztinnen und Hausärzte können die Menschen dabei unterstützen, Genuss und Gewohnheiten kritisch zu hinterfragen.“ Er lässt keinen Zweifel daran, wie ernst ihm mit dieser Mission ist. „Für mich persönlich ist Prävention das Allerwichtigste“, erklärt er.

Sinn und Unsinn von IGel-Leistungen

In der hausärztlichen Praxis Ihres Vertrauens erhalten Sie auch zuverlässige Informationen darüber, welche Früherkennungsuntersuchungen in Ihrem Fall sinnvoll sind. Als zentrale Anlaufstelle kenne die hausärztliche Praxis die individuelle Gesundheit ihrer Patientinnen und Patienten und könne auch Risikofaktoren einschätzen. „Um bestimmte Erkrankungen frühzeitig zu erkennen, ist zum Beispiel ein regelmäßiger Gesundheitscheck sinnvoll“, rät Prof. Dr. Schelling. Ab dem 35. Lebensjahr ist eine solche Untersuchung auf Kosten der Krankenkasse alle drei Jahre möglich.

 HZV ist schlau

Patientinnen und Patienten, die in der Hausarztzentrierten Versorgung eingeschrieben sind, können diese Untersuchung alle zwei Jahre durchführen lassen. „Das ist ein sehr gutes Angebot“, sagt Prof. Dr. Schelling. „In der HZV habe ich nicht nur öfter Anspruch auf eine Vorsorge, sondern es ist auch besser, weil im Checkup mehr Laborwerte enthalten sind und in der Praxis meine Befunde zusammenlaufen. Außerdem habe ich als HZV-Teilnehmer einen festen Ansprechpartner im zunehmend verwirrenden Gesundheitssystem, der mich durch die Jahre und vielleicht auch durch mein Leben begleitet“, nennt er weitere Vorteile der HZV-Teilnahme.

Mit der Hausärztin oder Ihrem Hausarzt ihres Vertrauens können sie auch klären, welche Früherkennungsuntersuchungen für sie sinnvoll sind. Denn nicht alle werden von den Krankenkassen übernommen. „Es gibt IGel-Leistungen, die sind wirklich unsinnig“, so der Experte. Botox-Spritzen oder Hyaluronfüller gegen Falten gehören für ihn eindeutig in diese Kategorie.  Als Gegenbeispiel nennt er die Reisemedizin. „Eine Reiseimpfung ist nicht Teil der gesetzlichen Leistungspflicht, weil es um private Aktivitäten geht. Sie ist aber medizinisch höchst wichtig und damit sinnvoll. Da braucht man gar nicht drüber zu diskutieren“.