Ob beim Wandern, Heckenscheiden oder beim Ostereiersuchen - vergessen Sie bei all Ihren Aktivitäten in der Natur nicht den Schutz vor Zeckenstichen. Denn anders als vielerorts zu lesen ist, hat die Zeckensaison jetzt nicht gerade erst begonnen. Vielmehr sind wir bereits mittendrin. Damit besteht ein reales Risiko einer Infektion mit Krankheitserregern – allen voran der Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) und der Borreliose.
Stichwort Zeckenalarm. Rund um die winzigen Parasiten gibt es viele Mythen. Einige davon führen zu gefährlichen Trugschlüssen.
Der größte Mythos ist in dem Namen der Erkrankung begründet, die hierzulande neben der Borreliose am häufigsten durch einen Zeckenstich verursacht wird: die Frühsommer-Meningoenzephalitis, kurz FSME. Den „Frühsommer“ kann man in diesem Fall getrost aus dem Namen streichen. Denn inzwischen haben die winzigen Spinnentiere ganzjährig Saison. Das bestätigen auch Studien einer Forschungsgruppe der Universität Hohenheim, die sich auf Zecken spezialisiert hat. Diese haben auch gezeigt, dass in jüngster Zeit alle zwei Jahre eine hohe Anzahl an FSME-Erkrankungen gemeldet werden und nicht, wie früher, alle drei Jahre. Neue Forschungen belegten außerdem eine hohe Dunkelziffer bei FSME: Das Virus wird siebenmal häufiger übertragen als bisher angenommen. Entsprechend gestiegen ist damit auch das Risiko einer Hirn- und/oder einer Hirnhautentzündung.
„FSME ist eine Viruserkrankung, für die es keine ursächliche Therapiemöglichkeit gibt. Der beste Schutz vor einer FSME-Infektion ist die Impfung“, erklärt die Allgemeinärztin Dr. Petra Reis-Berkowicz. „Drei Impfungen zur Grundimmunisierung und eine Auffrischimpfung alle fünf Jahre bzw. ab dem 60. Lebensjahr alle drei Jahre“, lautet die Empfehlung. Hausärztinnen und Hausärzte informieren über diese Impfung und bieten sie auch an.
Gehen Sie auch unbedingt in die Praxis, wenn sich nach einem Zeckenbiss die Stelle rötet, entzündet oder sich ein bis zwei Wochen nach dem Stich grippeähnliche Beschwerden wie Fieber bemerkbar machen. Sie könnten sich auch eine Infektion mit dem Bakterium Borrelia burgdorferi eingefangen haben, das ebenfalls von Zecken übertragen wird und das zur Lyme-Borreliose führen kann. Charakteristisch ist in diesem Fall auch eine ringförmige Hautrötung. Sie ist gewöhnlich blass in der Mitte und breitet sich über mehrere Tage nach außen aus. Borreliose ist die häufigste durch Zeckenstiche übertragene Erkrankung in Deutschland. Die Wahrscheinlichkeit der Übertragung steigt mit der Dauer des Saugaktes an, weshalb Zecken grundsätzlich möglichst rasch sachgemäß entfernt werden sollten.So wird eine Zecke richtig entfernt.
Im Unterschied zu FSME gibt es bis dato hierzulande noch keine Impfung gegen Borreliose. „Jedoch lässt sich diese Bakterieninfektion zumeist gut mit Antibiotika behandeln“, sagt Dr. Petra Reis-Berkowicz.
Ein wichtiger Grundsatz der Prävention der FSME und auch der Borreliose ist: Zeckenstiche nach Möglichkeit zu vermeiden. Bei Wanderungen, die durch Strauchwerk oder hohes Gras führen (z. B. bei der Ostereiersuche), kann eine möglichst viel Körperoberfläche bedeckende Kleidung das Risiko eines Zeckenbefalls reduzieren. Auch gibt es Repellents, mit denen man sich die Zecken vom Leib halten kann. Noch ein Tipp für die Ostertage: Ein Osternest muss ja nicht unbedingt im tiefsten Gras oder Gestrüpp versteckt werden. In einer Astgabel sieht es auch sehr hübsch aus und dort sind sicher auch keine Zecken.